Ave Maria

Das AVE MARIA in der Musik\r\n\r\nAVE MARIA, gratia plena; / Dominus tecum; / benedicta tu in mulieribus, / et benedictus fructus\r\nventris tui, Iesus. / Sancta Maria, Mater Dei, / ora pro nobis peccatoribus / nunc et in hora mortis\r\nnostrae. / Amen.\r\nGegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade. / Der Herr ist mit dir. / Du bist gebenedeit unter den\r\nFrauen / und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. / Heilige Maria, Mutter Gottes, /\r\nbitte für uns Sünder / jetzt und in der Stunde unseres Todes. / Amen.\r\n\r\nAVE MARIA – Gegrüßet seist du, Maria – fast alle Komponisten aller Zeiten, unabhängig von\r\nihrer religiösen Einstellung, haben uns Vertonungen dieses Gebetes hinterlassen, das neben\r\ndem Vater unser zu den bekanntesten Gebeten der Christenheit zählt. Einen besonderen\r\nStellenwert haben dabei die Vertonungen von Palestrina, Arcadelt, Cherubini, Bruckner,\r\nSaint-Saëns, Verdi, Liszt und Mascagni. Zu den beliebtesten Werken der Musikgeschichte\r\ngehören aber die beiden Ave Maria von Bach-Gounod und Franz Schubert, obwohl deren\r\nEntstehung mit dem marianischen Gebet kaum etwas zu tun hat.\r\nNeben diesen bekannten geistlichen Musikwerken gibt es aber unzählige weitere kleinere und\r\ngrößere Vertonungen dieses Gebets, die aus verschiedenen Gründen keine Verbreitung finden\r\nkonnten, aber sich trotzdem einer großen Beliebtheit erfreuten. Deren Schöpfer waren meist\r\nKantoren oder Kirchenmusiker die weitab von großen Musikzentren und Verlagsorten\r\nwirkten, die sich aber mit einer großen Hingabe ihrem Beruf zuwandten. Zu diesen Komponisten\r\nzählen viele Kantoren des Banats, ein südosteuropäischer Kulturraum, der eine abwechslungsreiche\r\nGeschichte aufzuweisen hat und besonders im 20. Jahrhundert kriegsbedingt\r\nzahlreiche Grenzziehungen erleben musste.\r\n\r\nZu den vielen Ethnien dieses „von Gott gesegneten Landes“, wie Wilhelm Kienzl das Banat\r\nwährend seines Aufenthalts 1881 bezeichnet hat, zählen die Rumänen, Deutschen, Ungarn,\r\nSerben, Kroaten, Tschechen, Bulgaren und Slowaken, von denen viele der römisch-katholischen\r\nKonfession angehören. Ihre Kantoren und Lehrer (Kantorlehrer) genossen eine\r\ngediegene Bildung, viele konnten sich in Budapest, Wien oder Prag weiterbilden und gaben\r\nihre Kenntnisse an ihre Schüler weiter. Durch die Folgen de Zweiten Weltkriegs (Deportation,\r\nVertreibung, Unterdrückung des kirchlichen Lebens, Kommunismus, Auswanderung eines\r\ngroßen Teils der katholischen Christen) gelangten ihre meist handschriftlich erhaltenen\r\nkirchlichen Kompositionen in Vergessenheit. Erst nach der Wende von 1989 konnten viele\r\nkleinere und größere kirchenmusikalische Werke gerettet, gesichert, erforscht und veröffentlicht\r\nwerden. Zu diesen zählen auch die 21 Ave-Maria-Vertonungen dieser CD-Produktion. Jedes\r\neinzelne Werk könnte seine eigene Entstehungs- und Entdeckungsgeschichte erzählen. Und\r\ndas geschieht in vielen Fällen durch die Musik selbst.\r\n\r\nViele dieser Vertonungen sind nach 1854 entstanden. Die \"Unbefleckte Empfängnis Mariens\"\r\n(Immaculata) wurde am 8. Dezember 1854 durch Papst Pius IX als Dogma definiert. Dieser\r\nVorgang hat eine Erneuerung der Marienfrömmigkeit in der gesamten katholischen Welt\r\nausgelöst - so z.B. in der bildenden Kunst und in der Musik. Es sind in der Folgezeit unzählige\r\nImmaculata-Darstellungen entstanden.\r\n\r\nWenn der Text des Ave-Maria-Gebets unverändert in jedem Werk dieser CD vorzufinden ist, so\r\nunterscheidet sich der musikalische Stil doch wesentlich voneinander. In den meisten Fällen\r\nhandelt es sich aber um ein flehendes Gebet an die Mutter des Herrn, an die Mutter unseres\r\nErlösers, das ihren Höhepunkt im Wort „Jesus“ findet und im „ora pro nobis“ ausklingt. Die\r\neinzelnen Werke entstanden zwischen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und den 60er\r\nJahren des 20. Jahrhunderts. Sie entstanden in Friedenszeiten und in Zeiten der Not und\r\nHoffnungslosigkeit. Aber immer strahlten diese kleinen Kirchenmusikwerke Hoffnung und\r\nZuversicht aus. Man kann in dieser Musik spüren, dass die Komponisten an das glaubten, was\r\nsie vertonten. Ihre Namen sollen dem Vergessen entrissen werden: Limmer, Maschek, Irsay,\r\nPogatschnigg, Hillier, Schönweitz, Horner, Waschek, Ochaba, Scharf, Weikert, Schwach,\r\nCuteanu, Linster. Daneben erklingen noch einige auch im Banat verbreitete marianische\r\nVertonungen von Marchesi, R. P. Raph. Illovszky, Hazslinszky und Bordese.\r\nDr. Franz Metz