Nicolae Bretan Seine Lieder, seine Opern, sein Leben.

Mein Vater Niclae Bretan\r\nIch habe meinen Vater geliebt, und das macht es mir villeicht unmöglich, objektiv über ihn zu sprechen. Aber ich liebe ihn noch immer, und diese Liebe ist durch eine Wandlung von fast dreißig Jahren gegangen. Denn der Vater, den ich als einen Menschen mit unglaublichen Charisma kannte, hat mich am 1. Dezember 1968 für immer verlassen, und seitdem hat er sich für mich immer mehr in den anderen verwandelt: den Komponisten, der neben Vater, Sänger, Regisseur, Dirigent und Operndirektor war. Und ihm durfte ich nach seinem Tod immer wieder begegnen, jedes Jahr, jeden Monat, jeden Tag. Ich begegne ihm fast stündlich: in den leuchtenden Augen von Menschen, die seiner Musik lauschen, in den glühenden Worten von Menschen, die über seine Werke sprechen, in den Tränen, die wiederspiegeln, daß da einer mit Bretan weint, aber auch in dem lächeln, das über Gesichter huscht, die den Humor meines Vaters in seiner Musik bemerkt haben. Ich kann nicht über meinen Vater sprechen sprechen, weil ich seine Tochter bin, und weil meine Liebe zu diesem wunderbaren Menschen villeicht meinen Blick verstellt hat für den wunderbaren Musiker der ihn überlebt hat ich muß auch nicht über ihn sprechen, denn um mich herum spricht alles über ihn. Vor nunmehr fast dreißig Jahren stand ich erschüttert vor der Tatsache, dasß mein geliebter Vater nicht mehr am Leben war. Heute darf ich beglückt sehen, daß er durch das Charisma seiner Musik noch lebendiger ist als je zuvor. Ich habe einmal geweint, weil ich meinen Vater überlebt habe; und heute sagt mir der Herzschlag von unzähligen Menschen, daß mein Vater mich überleben wird. Warum soll ich dann noch über ihn sprechen, da doch die Welt über ihn spricht? \r\n \r\n seine Tochter Judit Bretan