Schreiben zwischen Kulturen - Überlegungen zum eigenen Werdegang als deutschsprachige Autorin in Rumänien

Abstract: The paper attempts at outlining some aspects of\r\nexperienced intercultural phenomena in Transsylvania starting\r\nwith the late 50ies and deals with the question of cultural and\r\nlinguistic choice of an individual born into a multilinguistic and\r\nmulticultural family. The close connection between mother\r\ntongue and identity is analysed under the particular circumstances\r\nof the author’s biographical background. The paper should be\r\nread as an autobiographical statement which the author considers\r\nnecessary for the understanding of her legitimate status within\r\npresent day German literature written in Romania\r\n\r\nIm Folgenden will über Leben und Schreiben zwischen Kulturen\r\nnachgedacht werden und zwar nicht aus der Sicht einer möglichen\r\nInterkulturalitätstheorie, sondern aus der Sicht zur Lebensform\r\ngewordenen Interkulturalität.\r\nUnseren Ausführungen wollen wir vorausschicken, dass wir\r\nerstens den Standpunkt vertreten, dass Interkulturalität nicht als\r\ntheoretisches und daher künstlich zurecht gemachtes Konstrukt\r\naufzufassen ist, sondern dass sie unter bestimmten geopolitischen\r\nund biografischen Gegebenheiten konkrete Lebensrealität werden\r\nkann, und zweitens: Man erfährt das reale Leben zwischen Kulturen\r\nnicht immer als harmonisches Miteinander, als idyllisches und\r\ntolerantes Verschmelzen unterschiedlicher Kulturelemente, sondern\r\nviel eher als strenge Abgrenzung, als gewaltsames Bewahren bzw.\r\nAufbrechen von Strukturen, nicht zuletzt als Frontverhärtung und\r\nstarrköpfiges Beharren auf dem Eigenen, und das um jeden Preis.\r\nDaraus ergeben sich für das Individuum kulturelle Optionen, die für\r\noder wider den Willen einer Gemeinschaft aber auf jeden Fall\r\nzugunsten der eigenen Identitätsbildung getroffen werden müssen.\r\nDer eigene Werdegang als deutsch schreibende Autorin in\r\nKronstadt/Rumänien dient uns hier als Fallbeispiel 1 und illustriert\r\nEntwicklungen, die u. E. auf soziokulturelle Prämissen der Nach-\r\nkriegszeit zurückzuführen sind.\r\nIm Zuge der politischen Veränderungen in Siebenbürgen nach\r\ndem Zweiten Weltkrieg und in Folge der Zwangsaussiedlung und\r\nDeportation eines beträchtlichen Teils der deutschsprachigen Bevölke-\r\nrung als sogenannte Reparations- und Umerziehungsmaßnahmen,\r\nsowie politisch begründeter Verhaftungen und jahrelanger Einker-\r\nkerung junger siebenbürgisch sächsischer Intellektueller 2 , kommt\r\nes u. a. zu einem Phänomen, das am Ende der 40er und am Anfang\r\nder 50er Jahre innerhalb der deutschsprachigen Gemeinschaft für\r\neiniges Ungemach sorgt und nicht selten sogar mit dem Ausschluss\r\nder Betroffenen aus der Gemeinschaft geahndet wird: Es entstehen,\r\noffensichtlich häufiger als in den Zeiten davor, Mischehen zwischen\r\n(meist) deutschsprachigen Frauen und rumänischsprachigen Männern.